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Robert Schumann und Ludwig van Beethoven waren seelenverwandt,

auch wenn sie sich nie persönlich begegnet sind. Beide waren von früher Jugend musikbesessen und musikalische Grenzgänger. Zugleich wollten beide keine Musiker im Elfenbeinturm sein, sondern war an den Fragen der Zeit brennend interessiert. Beethoven verbrachte in Bonn die ersten 22 Jahre seines Lebens, Schumann die letzten. Wer in Bonn Beethoven feiert, darf Schumann nicht vergessen – und wer Schumann feiert, kommt an Beethoven nicht vorbei. Es gibt nichts Unsinnigeres als die beiden Seelenverwandten gegeneinander auszuspielen. Am 8. Juni 2020 feiert Bonn im Beethoven-Jubiläumsjahr Schumanns 210. Geburtstag.
Robert Schumann und Ludwig van Beethoven waren seelenverwandt,

 

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Wenn Sie mehr über Beethoven in Bonn erfahren wollen:

Im März 2020 ist von Stephan Eisel das "kleine" Beethoven-Buch "Beethoven in Bonn" (128 Seiten incl. englischer Übersetzung) erschienen, im Sommer 2020 erscheint von ihm das "große" Beethoven-Buch "Beethoven - Die 22 Bonner Jahre" (über 550 Seiten).

 

Im Bonner General-Anzeiger ist zum Beethoven-Jubiläumsjahr eine mehrteilige Beethoven-Serie von Stephan Eisel erschienen: 

 

 

Stephan Eisel

Robert und Ludwig als Seelenverwandte

Im Beethoven-Jubiläumsjahr sollte
Robert Schumanns 210. Geburtstag am 8. Juni 2020 nicht vergessen werden

Ein Mann wie Beethoven wiegt allein sechs ausländische Genies auf“ – so lautet ganz im patriotischen Ton der Zeit im Mai 1832 ein Tagebucheintrag von Robert Schumann. Als verantwortlicher Redakteur formulierte er am 2. Juli 1839 im gleichen Tenor in seiner „Neuen Zeitschrift für Musik“: „Wie Italien sein Neapel hat, der Franzose seine Revolution, der Engländer seine Schifffahrt etc., so der Deutsche seine Beethovenschen Sinfonien…“

Für Schumann war Beethoven wie ein Fixstern, seine Bewunderung kannte keine Grenzen. Persönlich begegnet sind sich die beiden allerdings nie. Zu groß waren Altersunterschied und räumliche Distanz. Aber seelenverwandt waren Robert und Ludwig:

Wie Beethoven war Schumann früh musikbegeistert. Im Rückblick beschrieb er seine Jugendjahre eine „krankhafte Sehnsucht nach Musik u. Clavierspiel“. Carl Czerny berichtet ganz ähnlich, dass sein Lehrer Beethoven ihm oft erzählte, er habe „in seiner Jugend Tag und Nacht geübt, und zwar so angestrengt, daß sogar seine Gesundheit darunter litt“.

Beethoven und Schumann waren sich auch ähnlich, weil sie keine Musiker im Elfenbeinturm sein wollten, sondern lebhaft Anteil nahmen am Geschehen ihrer Zeit. Robert Schumann schrieb 1838 an seine spätere Ehefrau Clara dazu: „Es afficirt mich – Alles, was in der Welt vorgeht, Politik, Literatur, Menschen – über alles denke ich meiner Weise nach, was sich dann durch die Musik Luft machen, einen Ausweg suchen will.“ Beethoven bekannte 1809 in einem Brief: „Es gibt keine Abhandlung, die sobald zu gelehrt für mich wäre, ohne auch im mindesten Anspruch auf eigentliche Gelehrsamkeit zu machen, habe ich doch bestrebt von Kindheit an, den Sinn der bessern und weisen jedes zeitalters zu fassen, schande für einen Künstler, der es nicht für schuldigkeit hält, es hier wenigstens so weit zu bringen.“

Schumanns Musikbibliothek war voll mit Beethovens Werken, die er intensiv studierte. Mit seiner Frau Clara – eine bedeutende Beethoven-Interpretin der Zeit und später Ehrenmitglied im Verein Beethoven-Haus – spielte er Beethovens Sinfonien vierhändig am Klavier. In verschiedenen eigenen Kompositionen nahm er ausdrücklich Bezug auf Beethoven-Werke und zitierte aus ihnen.

Wie Beethoven war auch Schumann ein musikalischer Grenzgänger immer auf der Suche nach dem Neuen. Peter Tschaikowski schrieb dazu 1871: „Die Musik Schumanns, die organisch an das Werk Beethovens anknüpft und sich gleichzeitig entschieden davon löst, eröffnet uns eine ganze Welt neuer musikalischer Formen.“Immer wieder dirigierte Robert Schumann Beethovens Orchesterwerke und besprach dessen Kompositionen ausführlich in seiner „Neuen Zeitschrift für Musik“.

Dort wurde auch am 8. April 1836 erstmals der Aufruf veröffentlicht, den der „Bonner Verein für Beethovens Monument“ zum 65. Geburtstag Beethovens verfasst hatte.

Am 24. Juni 1836 widmete Schumann dem Beethoven-Denkmal gleich vier Artikel und brachte unterschiedliche Varianten für das Monument ins Gespräch: „Oder bildet ihn in riesenhafter Form ... damit, wie er schon im Leben that, er über Berg und Berg schauen könne – und wenn die Rheinschiffe vorbeifliegen und die Fremdlinge fragen: was der Riese bedeute, so kann jedes Kind antworten: Beethoven ist das!“.

Schumann machte sich auch ausdrücklich für Bonn als Standort eines Beethoven-Denkmals stark: „Denn gesetzt, die Wiener fühlten Eifersucht auf die Bonner und bestünden auch auf eins, welcher Spaß, wie man sich dann fragen würde: welches nun eigentlich das rechte? Beide haben ein Recht, er steht in beiden Kirchenbüchern; der Rhein nennt sich die Wiege, die Donau (der Ruhm ist freilich traurig) seinen Sarg.“

Leidenschaftlich warb Schumann damals um Spenden für das Denkmal: „erhebt euch einmal, laßt ab von eurem Phlegma und bedenkt, daß das Denkmal euer eignes sein wird!“ und er erinnerte daran, „daß, wenn nicht einmal der Anfang gemacht wird, sich eine Dekade auf die Trägheit der andern berufen wird.“

Aber Schumann beließ es nicht bei Worten, sondern begann noch 1836 mit seiner Komposition „Ruinen. Trophäen. Palmen. Große Sonate für Pianoforte. Für Beethovens Denkmal“, die er dann zur Klavier-Fantasie C-Dur op. 17 umarbeitete und seinem Verleger mit dem Ziel anbot „gern etwas für Beethovens Monument zu thun“.

Dennoch dauerte es fast zehn Jahre, bis genügend Geld für ein Beethoven-Denkmal in Bonn zusammengekommen war. Realisiert werden konnte es schließlich nur durch einen erheblichen Zuschuss von Franz Liszt, dem Schumann übrigens seine Komposition gewidmet hatte.

An der Denkmalenthüllung am 12. August 1845 und dem damit verbundenen ersten Beethovenfest wollten Robert und Clara Schumann unbedingt teilnehmen. Aus Dresden kommend mussten sie ihre Reise aber in Thüringen unterbrechen, weil sich Roberts Gesundheitszustand deutlich verschlechtert hatte.

Schumann erwies dann bei seinem ersten Bonn-Besuch am 15. Mai 1851 dem Beethoven-Denkmal die Reverenz. Auch nachdem er am 4. März 1854 zur psychiatrischen Behandlung in Endenich eingewiesen worden war, blieb das Denkmal für ihn ein wichtiger Bezugspunkt. So schrieb er am 18. September 1854 an seine Frau Clara: „Abends 8 Uhr. Eben komme ich von Bonn zurück, immer Beethovens Statue besuchend und von ihr entzückt.“ In einem Brief Schumanns vom 27. November 1854 an Johannes Brahms, mit dem er drei Monate später das Denkmal besuchte, hieß es ebenfalls: „Ich erfreue mich immer an Beethovens Statue“.

So ist das Beethoven-Denkmal als bekanntestes Bonner Wahrzeichen auch ein Monument für Robert Schumann. Das erste Bonner Schumannfest fand übrigens schon 1873 nur zwei Jahre nach dem zweiten Beethovenfest statt. Seit 1998 gibt es beide Feste im jährlichen Rhythmus. Diese Musikfeste verdanken ihre Existenz übrigens gleichermaßen bürgerschaftlichem Einsatz. Das gilt auch für den Erhalt des Geburtshauses von Beethoven und des Hauses, in dem Schumann seine letzten Jahre verbracht hat. Wer in Bonn Beethoven feiert, darf Schumann nicht vergessen – und wer Schumann feiert, kommt an Beethoven nicht vorbei. Es gibt nichts Unsinnigeres als die beiden Seelenverwandten gegeneinander auszuspielen.

UNSER LUDWIG

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