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Beethoven in Bonn

Beethoven in Bonn

Die aus dem römischen „Castra Bonnensia" entstandene Stadt Bonn war seit dem 16. Jahrhundert die Residenzstadt der Kölner Erzbischöfe und Kurfürsten. Die Kurfürsten Joseph Clemens und Clemens August gaben Bonn mit dem Bau der Schlösser und des Rokoko-Rathauses ein neues Gesicht. Daneben dominierten zahlreiche Kirchen und einige Adelspaläste das Bonner Stadtbild. Die Hofgesellschaft bestimmte das Le­ben in der Stadt. In diesem Bonn, einer Stadt von ca. 10.000 Einwohnern, wurde Ludwig van Beethoven am 16. oder 17. Dezember 1770 geboren.

Im November 1767 nahmen der jungvermählte kurfürstliche Hofsänger Johann van Beethoven und seine Gattin Maria Magdalena, geb. Keverich, im Gartenflügel des Hauses Bonngasse 20 ihre Wohnung. Im Erdgeschoss befanden sich eine Küche und ein unterkellerter Wirtschaftsraum. Im ersten Stock bewohnte die Familie zwei kleinere und eine etwas größere Stube.

In einer der winzigen Kammern im Dachgeschoss erblickte im Dezember 1770 ihr Sohn Ludwig das Licht der Welt. Im Nachbarhaus Bonngasse 18 wohnten Frau Anna Gertrudis Baum und schräg gegenüber der kurfürstliche Kapellmeister Ludwig van Beethoven (Großvater), die bei der Taufe des Kindes am 17.12.1770 als Paten fungierten.

Beethovens Großvater Ludwig d.Ä. (1712-1773) genoss als Hofkapellmeister im Dienste des Kurfürsten von Köln Clemens August hohes Ansehen. Seine Nachfolger, die Kurfürsten Maximilian Friedrich und Max Franz waren die Dienstherren des jungen Ludwig van Beethoven.

Am Hofe herrschte eine liberale Atmosphäre, geprägt von den Ideen der Aufklärung. Ludwig van Beethoven war bereits ab 1782, mit zwölf Jahren, als substituierender, ab 1784 als regulärer Organist, später auch als Bratschist und Korrepetitor in der Hofkapelle tätig. Dadurch war er in der Lage, zum finanziellen Unterhalt der Familie beizutragen. Nach dem Tod seiner Mutter (1787) war Ludwig ganz für die Familie verantwortlich.

Johann van Beethoven versuchte, den begabten Sohn dem Publikum als Wunderkind (wie Mozart) zu präsentieren. Frühestes Zeugnis für Ludwig van Beethovens öffentliches Auftreten ist die Ankündigung (Avertissement) des Konzerts vom 26. März 1778 in Köln.

Beethoven spielte ab seinem 10. Lebensjahr regelmäßig an der Orgel in der Bonner Minoritenkirche (heute St. Remigius).

1782 erschien die erste Komposition Beethovens im Druck (9 Variationen für Klavier über einen Marsch von Dressler), angeregt von seinem wichtigsten Bonner Lehrer, dem Hoforganisten, Theaterkapellmeister und Komponisten Christian Gottlob Neefe (1748-1798).

Im Frühjahr 1787 reiste Beethoven nach Wien und begeisterte dort den depressiven Mozart mit seiner Improvisation. Drei Monate später erkrankte seine Mutter an der Schwindsucht. Beethoven reiste sofort nach Bonn, um seiner im Sterben liegenden Mutter beizustehen.

Große Bedeutung für den jungen Beethoven hatte die Bonner Familie von Breuning: Er war mit den Kindern befreundet und erteilte ihnen Klavierunterricht. Der Mutter, Helene von Breuning, verdankte Beethoven nach dem Tod seiner eigenen Mutter (1787) mütterlichen Rat und geistige Bildung.

1790 machte der weltberühmte Komponist Joseph Haydn auf dem Weg nach London in Bonn Halt. Am 24.12. spielte Beethoven ihm in den Godesberger Redoute, dem im kurfürstlichen Ballsaal vor. Haydn war begeistert und wollte Beethoven nach Wien schicken. Doch Kurfürst Maximilian Franz wollte das Genie nicht ziehen lassen. Erst durch die Überzeugungskraft des Grafen Waldstein konnte der Kurfürst umgestimmt werden.

Am 2. November 1792 verließ Beethoven verließ Bonn, um in Wien bei Joseph Haydn Kompositionsunterricht zu nehmen. Anschließend sollte er als Hofmusiker nach Bonn zurückkehren.

Die französische Besetzung des Rheinlandes 1794 führte jedoch zur Auflösung des Kurstaates und der Hofkapelle, so dass Beethoven nicht nach Bonn zurückkehren konnte.