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Konzert zum Todestag Beethovens und zum Jahrestag seines ersten öffentlichen Auftritts
Liv Migdal, Violine
Schaghajegh Nosrati, Klavier
Aus Anlass dieses besonderen Beethoven-Tages spielen die mehrfach ausgezeichnete Geigerin Liv Migdal und die Pianistin Schaghajegh Nosrati, Artist in Residence des Beethoven-Hauses in der Saison 2022-23, in einem Gesprächskonzert Variationen über ein Thema aus Beethovens Chorfantasie, die sogenannte "kleine Neunte". Beethoven erhielt diese sechs Variationen von seinen Musikfreunden 1824 als Geburtstagsgeschenk.
Damals fanden sich sechs Geiger zusammen, um Beethoven zum Geburtstag zu huldigen, indem sie Variationen über ein Thema (den Beginn) seiner beliebten Chorfantasie schrieben. Darunter Franz Clement, der Uraufführungsgeiger des Violinkonzertes, der dann unter der Aberkennung der Widmung leiden musste. Oder Joseph Michael Böhm: damals ein Star, aus Pest stammend, einer der ersten, der prinzipiell ohne Noten spielte, dem eine schneidend klare Intonation nachgesagt wurde.
Ignaz Schuppanzigh war langjähriger Beethovenfreund, wenn auch mit großer Unterbrechung: er war der Geiger, der aus Wut über verlorenen Respekt – glaubte er zumindest – auf Beethovens Noten herumtrampelte, weil er eine Quartettstimme zu kompliziert erschien und sie nicht spielen konnte. Zum Variationskreis gehörten auch der Geiger Napoléon Antoine Eugéne Léon de St. Lubin, dem Beethoven ebenfalls einst ein kleines Stück gewidmet hatte. Dazu traten die Virtuosen Wiens Joseph Mayseder und Josef Hellmesberger, dessen Sohn später auch in der Walzerdynastie eine Rolle spielen sollte.
Ihr Werk ist eine freundliche Gabe, und doch waren sie bemüht, den Meister zu erfreuen, vor allem mit ihrer Spiellaune.
Ergänzt wird das Programm durch die berühmte, ursprünglich dem Geiger George Polgren Bridgetower gewidmete Violinsonate A-Dur. Die Wiederentdeckung der Werke des deutsch-israelischen Komponisten Paul-Ben Haim ist Liv Migdal zudem ein besonderes Anliegen.
In Zusammenarbeit mit dem Beethoven-Haus Bonn.
Johann Sebastian Bach
Sonate für Violine und Klavier c-Moll BWV 1017
Paul Ben-Haim
Three songs without words
Joseph Mayseder, Franz Clement und Joseph Böhm, Ignaz Schuppanzigh, Napoléon Antoine Eugéne Léon de St. Lubin und Josef Hellmesberger
Variationen sammt Coda für Violine und Pianoforte
Gemeinschaftskomposition zur Huldigung Beethovens und seiner Chorfantasie)
Ludwig van Beethoven
Sonate A-Dur op. 47 für Violine und Klavier ("Kreutzer")
Den folgenden Text können Sie hier ausdrucken.
Stephan Eisel
26. März: Beethovens Auftritt und Abgang
Der 26. März ist auf zweifache Weise untrennbar mit Ludwig van Beethoven verbunden: 1778 konzertierte er an diesem Tag erstmals öffentlich und 1827 verstarb er am 26. März.
Den ersten Auftritt Ludwigs organisierte dessen Vater Johann van Beethoven, der zugleich sein erster Lehrer war. Sein Orchesterkollege Bernhard Mäurer erinnerte sich später: „„Wie [s]ein Louis es im fertigen Spielen so weit gebracht hatte, daß er sich mit Beifall vor Kennern konnte hören lassen, lud sein exaltirter Vater jeden, der ihm nur zu Gesichte kam, ein seinen Louis zu bewundern.“
So kam es auch zum Konzert am 26. März 1778 im „musikalischen Akademiesaal in der Sternengaß„ zu Köln. Im Ankündigungszettel – der siebenjährige Beethovens wird darin ein Jahr jünger gemacht – war zu lesen, es werde „der Churköllnische Hoftenorist BEETHOVEN die Ehre haben zwey seiner Scholaren zu produciren; nämlich: Madlle. Averdonc Hofaltistin, und sein Söhngen von 6. Jahren.“
Die Altistin Johanna Helene Averdonk war der Familie Beethoven so eng verbunden, dass sie die Patenschaft für zwei der Kinder übernahm. Für das Konzert war sie „mit verschiedenen schönen Arien“ angekündigt. Der junge Ludwig van Beethoven werde „mit verschiedenen Clavier-Concerten und Trios die Ehre haben aufzuwarten“.
Für Beethoven markierte das Konzert am 26. März 1778 den Beginn einer glänzenden Bühnen-Laufbahn als Pianist. In der Domstadt ist leider kaum bekannt, dass der Auftakt dazu in Köln stattfand.
In Bonn wiederum nahm man 49 Jahre später kaum von Beethovens Tod am 26. März 1827 Notiz. Schon am 14. Februar hatte der Wiener Beethoven-Freund Johann Andreas Streicher an die mit Beethoven eng verbundene Bonner Musiker-Familie Simrock geschrieben, dass die Ärzte des Komponisten „glauben aber gewis zu seyn, daß er ohne Rettung verlohren ist.“
Nikolaus Simrock hat vermutlich auch als erster Bonner vom Tod Beethovens erfahren, denn ihm schrieb der Wiener Verleger Tobias Haslinger bereits am 27. März 1827: „Ich beeile mich Ihnen die höchst traurige Nachricht zu hinterbringen, daß gestern Abend um 3⁄4 auf 6 Uhr der unerreichbare Tondichter Ludwig v. Beethoven, nach vorher empfangenen heiligen Sakramenten, selig in den Herrn entschlafen ist.“
Erst am 5. April 1827 vermeldete die „Bonner Zeitung“ auf der letzten Seite mit einem knappen Zweizeiler Beethovens Tod. Im Vergleich zu dieser kargen Mitteilung wurde in derselben Ausgabe sehr ausführlich über das Begräbnis eines französischen Herzogs und den Einsturz eines Hauses in Rouen berichtet.
Dem „Bonner Wochenblatt“ als zweiter Bonner Zeitung war der Tod des größten Sohns der Stadt zunächst keine Meldung wert, aber es druckte am 3. Juni 1827 einen Wiener Bericht über „Beethovens Todtenfeier“ zwei Monate zuvor. Darin hieß es, dass „die bedeutendsten Priester aller Künste ... Professoren und Dilettanten, Staatsmänner und Künstler“ den Leichenzug begleitet hatten, der sich seinen Weg durch „eine Menschenmenge von mehr als 20,000“ bahnte. Es seien Seelenmessen „in verschiedenen Kirchen gehalten“, Trauermärsche komponiert, Beethoven-Büsten in Gips hergestellt und Medaillen geprägt worden. Man plane auch ein Denkmal. Der Schlusssatz des Artikels hätte Bonn wachrütteln müssen: „Sie sehen wohl aus dem allen, wie Wien seine großen Männer ehrt.“
Beide Bonner Zeitungen hatten es übrigens nicht für nötig gehalten, darauf einzugehen, dass Beethoven in Bonn geboren wurde und hier 22 Jahre gelebt und gearbeitet hatte. In ganz Europa waren inzwischen ausführliche Nachrufe erschienen und in vielen Städten – so auch in nächster Umgebung in Aachen, Elberfeld und Köln – hatten bereits Gedenkfeiern stattgefunden.
In Bonn gab es eine entsprechende Initiative erst im Sommer: Am 12. Juli 1827 druckte das „Bonner Wochenblatt“, dass am Tag darauf „von den Musikfreunden seiner Vaterstadt in Verbindung mit der Junggesellen= Bruderschaft ein feierliches Seelen=Amt“ mit Mozarts Requiem veranstaltet werde.
Die Junggesellen-Sodalität „Mariae Reinigung“ war bereits 1738 gegründet worden, bestand also schon zu Beethovens Bonner Zeiten. Direkte Kontakte sind wahrscheinlich, weil die Bruderschaft auch kirchenmusikalisch sehr aktiv war. Dass die Totenfeier 1827 in der Jesuitenkirche stattfand, war dabei kein Zufall. Ab 1794 hatten die französischen Besatzer die Kirche zunächst als Pferdestall genutzt. Anfang des 19. Jahrhunderts übernahm die Junggesellen-Bruderschaft das Gebäude, kaufte 1801 die Orgel zurück und überführte den aus der säkularisierten ehemaligen Kapuzinerkirche ausgelagerten barocken Hochaltar mit zwei Seitenaltären
In der Kirche hatten die Junggesellen schon 1799 das Seelenamt für Papst Pius VI. und 1801 für Kurfürst Max Franz ausgerichtet. Den mitveranstaltetenden „Musikalischen Zirkel“ gab es als Zusammenschluss musikinteressierter Bürger seit 1818/19. Aus diesem Kreis kam auch der Dirigent der Totenmesse Peter Grabeler. Diese privat initiierte war übrigens damals die einzige Bonner Veranstaltung zum Tod Beethovens. Die Stadt selbst war untätig geblieben. Erst beim vierten Beethovenfest 1927 war Beethovens Todestag in seiner Geburtsstadt Anlass für ein offizielles Gedenken.