Stephan Eisel im Interview mit bonndirkt am 12. Januar 2018
Dr. Stephan Eisel wurde am 10. Juni 1955 in Landau /Pfalz geboren. Er studierte politische Wissenschaft, neuere Geschichte und Musikwissenschaft in Marburg und Bonn und promovierte 1985 an der Bonner Universität Bonn. Es folgten verschiedene Tätigkeiten im politisch-kulturellem Bereich, u.a. als stellv. Leiter des Kanzlerbüros und Redenschreiber unter Helmut Kohl. Von 2007 - 2009 war als Bonner CDU-Abgeordneter Mitglied des Deutschen Bundestages. Der talentierte Hobbypianist ist heute u.a. Vorsitzender des Vereins „Bürger für Beethoven". In dieser Eigenschaft stellte ihm BONNDIREKT-Chefredakteur Erwin Ruckes drei Fragen zur gegenwärtigen Renovierung der Beethovenhalle und zu Perspektiven BEETHOVEN 2020.
Herr Eisel, was passiert eigentlich, wenn die Renovierung der Beethovenhalle tatsächlich nicht rechtzeitig zum Beethoven-Jubiläum 2020 fertig wird?
Eisel: Eine Mehrzweckhalle mehr oder weniger ist für die Profilierung Bonns als Beethovenstadt nicht wichtig. Es sind alle gut beraten, sich nicht darauf zu fixieren und davon abhängig zu machen. Die Kostenexplosion - innerhalb der letzten 18 Monate von 53 auf 75 Mio Euro - als auch der Zeitplan, der zur Lotterie geworden ist, zeigt, dass die denkmalgerechte Sanierung der Beethovenhalle eine krasse Fehlentscheidung war. Das gilt umso mehr als eine Verbesserung der Akustik nicht vorgesehen ist. Niemand wird wegen eines Konzertes in dieser Mehrzweckhalle auch nur aus Köln nach Bonn kommen.
Sind Ihnen irgendwelche alternative Veranstaltungsstätten in Bonn bekannt?
Eisel: International konkurrenzfähig ist nur der Kammermusiksaal im Beethoven-Haus. Es wird eben immer deutlicher wie kurzsichtig das kommunalpolitisch verantwortete Aus für das privat fianzierte Festspielhaus war. Aber mindestens so gut wie die Beethovenhalle ist eine Vielfalt von Veranstaltungsorten: Von der kleinen Beethovenhalle in Muffendorf, über das WCCB mit dem Plenarsaal, die Oper, die Godesberger Redoute, den Telekom-Dome, das T-Mobile- Forum, das Poppelsdorfer Schloß usw. usw.. Besonders attraktiv finde ich es auch, immer Sommer den Museumsplatz wieder für Konzerte zu nutzen. Und wie wäre es mit einer Flußbühne am Rheinufer ?
Kann es sein, dass sich die Diskussion um die Gestaltung des Beethovenfestes 2020 in der Bonner Öffentlichkeit hauptsächlich auf bautechnische Aspekte reduziert und wo bleibt eigentlich der konkrete Ansatz und das Bewusstsein, dieses Datum auch zu einer nachhaltigen Wertung Bonns als Beethovenstadt und kulturellen Hotspot einzubringen?
Eisel: Inhaltlichen Fragen sind für den Erfolg des Beethoven-Jubiläums in der Tat wesentlich entscheidender als die Frage, ob oder wie die Sanierung der Beethovenhalle rechtzeitig fertiggestellt wird. Es geht auch nicht um ein einmaliges Feuerwerk 2020, sondern um eine Initialzündung für nachhaltige Strukturen. Wir müssen dabei auf das setzen, was Bonn als Alleinstellungsmerkmal zu bieten hat. Das sind z. B. die authentischen Orte, denn Beethoven ist ja nicht nur in Bonn geboren, sondern hat hier 22 Jahre gelebt und gearbeitet - länger als Mozart in Salzburg. Deshalb ist es gut, dass es endlich zu einem modernen Beethoven-Rundgang kommen wird. Ein weiteres Feld wäre die Nachwuchsarbeit : Beethoven hat seine Prägung eben hier als Jugendlicher und junger Erwachsener erfahren. Was liegt näher als Bonn zum Treffpunkt herausragender musikalischer Talente zu entwickeln. Dafür sind die Meisterkurse des Beethoven-Hauses und der Klavierwettbwerb der Telekom gute Ansatzpunkte, die aber nicht punktuell bleiben dürfen. Und in der UN- und Bundesstadt Bonn bietet es sich doch an, Beethovens Musik mit seinem Profil als Humanist zu verbinden. Die kulturelle Verantwortung der Politik und die gesellschaftliche Verantwortung der Künstler - für diese Debatte ein nachhaltiges Forum zu bieten, würde zu Bonn passen.