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Nachhaltig für die Beethovenstadt Bonn
Vorschläge der BÜRGER FÜR BEETHOVEN
für ein Arbeitsprogramm nach 2020
(Beschluss des Vorstandes vom 16. März 2022)
Das Jubiläumsjahr 2020/21 zum 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven hat trotz vieler Corona-Einschränkungen gezeigt, welches Potential Bonn als Beethovenstadt hat. Beethoven lenkt weltweit den Blick auf Bonn, wo er nicht nur geboren wurde, sondern 22 Jahre gelebt und gearbeitet hat – länger als Mozart in Salzburg.
Die BÜRGER FÜR BEETHOVEN haben wichtige Beiträge zum Erfolg des Beethoven-Jubiläums geleistet, weil sie u.a.
Mit ihren über 1700 Mitgliedern sehen sich die BÜRGER FÜR BEETHOVEN jetzt in der Verantwortung, dazu beizutragen, dass die Jubiläumsfeierlichkeiten zum 250. Geburtstag von Beethoven kein einmaliges Feuerwerk bleiben, sondern zur Initialzündung für die nachhaltige Profilierung der Beethoven-Region Bonn werden.
Dafür schlagen wir fünf Bausteine vor:
1) Die Beethoven-Region als Zentrum für herausragenden Musik-Nachwuchs aufbauen
Ludwig van Beethoven hat seine Prägung als Pianist, Orchestermusiker und Komponist in Bonn erfahren und wurde zugleich wesentlich beeinflusst vom Geist der Aufklärung in der Stadt. Daran sollte die Beethoven-Region anknüpfen und sich als nachhaltiges nationales und internationales Forum für herausragenden Musikernachwuchs etablieren.
Mit dem Klavierwettbewerb der Deutschen Telekom und den Meisterkursen im Beethoven-Haus gibt es dafür bereits wichtige Elemente. Jetzt gilt es weitere innovative Formen der Exzellenz- Förderung zu entwickeln, möglicherweise auch durch eine enge Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Tanz in Köln mit dem Ziel einer stärkeren Präsenz der Hochschule in Bonn. Wichtig ist auch die Zusammenarbeit mit den sehr aktiven und fachlich ausgewiesenen Musikschulen der Region. Sie betreiben nicht nur Breitenförderung, sondern bilden auch mit der Studienförderung nationalen und internationalen Nachwuchs für Musikschulen, Orchester etc. aus. Auch die Möglichkeiten von Bonn als Sitz des Deutschen Musikrates mit dem Bundesjugendsinfonieorchester, dem Bundesjazzorchester und dem Wettbewerb Jugend musiziert müssen stärker genutzt werden. Anregungen liefert auch das „Festival junger Künstler Bayreuth“ bei den Bayreuther Festspielen.
Die Stärken von Bonn als UN-Stadt, der Exzellenz-Universität Bonn, dem Beethoven-Haus als weltweit führendem Beethoven- Forschungszentrum, den zahlreichen nationalen und internationalen Musik-Institutionen vor Ort und den Möglichkeiten der städtischen Kultureinrichtungen müssen für dieses Ziel systematisch erschlossen und zusammengeführt werden.
Dazu sollte auch das Netzwerk genutzt werden, das sich spartenübergreifend zum Beethoven-Jubiläum gebildet hat. Wir regen dafür eine bei der Oberbürgermeisterin angesiedelte Steuerungsgruppe an, in der staatliche und private Institutionen zusammengeführt werden.
2) Das Beethovenfest auf der nationalen und internationalen Bühne verankern
Nachdem die Stadt 1993 das Beethovenfest durch die Streichung aller Zuschüsse beerdigt hatte, waren es die BÜRGER FÜR BEETHOVEN, die mit ihrem Beethoven-Marathon für die Wiederbelebung sorgten. Von ihnen kam auch die Idee, das Beethovenfest als GmbH neu zu organisieren und damit auf ein solideres Fun-dament zu stellen. Träger sind die Stadt Bonn (2/3) und die Deutsche Welle (1/3).
Jetzt gilt es, das bisher über die Deutsche Welle indirekte Engagement des Bundes durch eine direkte Beteiligung an der GmbH zu verfestigen und zugleich das Land Nordrhein-Westfalen einzubinden. Die Satzung der Bayreuther Festspiele GmbH bietet hier ein interessantes Modell. Das strukturelle Engagement von Bund und Land beim Beethovenfest ergibt sich aus der herausragenden Rolle Beethovens als Botschafter der Kulturnation Deutschland. Für die daraus folgende Verantwortung des Bundes für die nationale Beethovenpflege bietet neben dem Beethoven-Haus das Beethovenfest ein ideales Forum.
3) Als Bürgerzentrum der Musik einen zukunftsfähigen Beethoven-Campus entwickeln
Als Beethoven-Stadt braucht Bonn einen angemessenen Konzertsaal. Dass dafür die Chance auf ein im Bau privat finanziertes und im Betrieb wesentlich vom Bund getragenes Beethoven-Festspielhaus vergeben wurde, war eine der folgenreichsten Fehlentscheidungen der jüngeren Stadtgeschichte.
Der Sanierungs- oder Neubaubedarf der Oper Bonn bietet die Chance, nochmal neu über einen Beethoven-Campus als Bürgerzentrum nachzudenken, in dem Oper, Konzert und Education-Projekte und bürgernahe Musikvermittlung über die Klassik hinaus unter einem Dach vereint werden.
Deshalb begrüßen wir es, dass sich Rat und Verwaltung durchgerungen haben, vor einer Entscheidung über die Zukunft des Operngebäudes ein Gutachten einzuholen, um „die Gebäude intensiv mit Blick auf ihren derzeitigen Zustand zu untersuchen, um die Sanierungsfähigkeit festzustellen".
Angesichts der Erfahrungen mit den Fehlentscheidungen bei der Beethovenhalle, wo die „Sanierungsfähigkeit“ nicht geprüft worden war, plädieren die BÜRGER FÜR BEETHOVEN statt einer Sanierung des Operngebäudes für einen Neubau: Mit einem modernen integrierten Opern- und Konzertsaal könnten ein vielfältiges Musikangebot etabliert, moderne Standards der Umweltverträglichkeit erfüllt und niedrigere Betriebskosten sichergestellt werden. Deshalb sollten neben dem Gutachten über die „Sanierungsfähigkeit“ des alten Operngebäudes auch die Optionen für einen Neubau und ggf. Ausweichspielstätten geprüft werden. Sofern für einen Neubau ein Standort in der Nähe der Beethovenhalle infrage kommt, könnte eine Mitnutzung der alten Mehrzweckhalle für eine Neuausrichtung der Bauplanung berücksichtigt werden.
Dafür sollte sich die Stadt vom gescheiterten Konzept der denkmalgerechten Totalsanierung verabschieden: Die Stornierung noch nicht verbauter Aufträge und die Umsetzung einer stark abgespeckten Sanierung würde nicht nur weitere Kostenexplosionen und endlose Zeitverzögerungen verhindern, sondern auch Möglichkeiten für eine neue Verwendung im Dienst eines Beethoven-Campus als Bürgerzentrum der Musik neben einem modernen Konzert- und Opernsaal eröffnen. Als Mehrzweckhalle kann die Beethovenhalle die Anforderungen eines modernen Konzertsaales nicht erfüllen.
4) Bonns Sichtbarkeit als Beethovenstadt erhöhen
In Bonn wird immer noch an viel zu wenigen Stellen sichtbar, dass Beethoven hier 22 Jahre gelebt und gearbeitet hat. Das Beethoven- Haus, das Beethoven-Denkmal und der Beethoven-Rundgang sind hier wichtige Elemente, aber es muss mehr dazu kommen. So sollte die Stadt Bonn
5) Auf europäischer Ebene einen internationalen Beethoven-Preis etablieren, der in Bonn verliehen wird
Ludwig van Beethoven fasziniert nicht nur rund um den Erdball die Menschen mit seiner Musik, sondern er steht auch mit seiner Haltung für Humanität und Völkerverständigung. Es ist kein Zufall, dass der Schlusschor seiner 9. Sinfonie nicht nur als Europahymne zum Symbol dafür wurde. Die Europäische Union sollte deshalb gemeinsam mit der Bundesrepublik Deutschland einen Beethoven-Preis stiften, der regelmäßig in seiner Geburtsstadt verliehen wird. Das internationale Renommee des Aachener Karlspreises ist dafür ein gutes Modell.