Von Bernward Althoff
„Wir sind dabei“ steht auf dem Sticker, der nach dem Wunsch der „Bürger für Beethoven“ und der örtlichen Wirtschaft zukünftig auf möglichst vielen Windschutzscheiben von Autos oder auch auf Laptops prangen soll.
„Die Stadt Bonn hat noch Nachholbedarf, die ,Marke’ Beethoven besser in der Bevölkerung zu positionieren“, erklärte gestern Manfred Jung, Vorsitzender der „Bürger für Beethoven“ bei der Präsentation des Aufklebers in der Galeria Kaufhof. Galeria Kaufhof? Nun, hier befand man sich auf historischem Boden, vor gut 200 Jahren stand an dieser Stelle das Haus des Hofrates Breuning, wo der junge Ludwig van Beethoven öfters als Gast weilte. Jung zählte nochmals die anderen Beethoven-Initiativen der „Bürger“ auf wie „Beethoven Bonnensis“ mit ihren diversen Förderpreisen oder den Schaufenster-Wettbewerb während des Beethoven-Festes. Und nun der „Beethoven“-Sticker, der in großen Stückzahlen aufgelegt wird.
Wolfgang Grießl, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg, der mit seiner Initiative „5000 mal 5000“ bis zum Jahre 2015 25 Millionen Euro aus Sponsorenmitteln zum Bau des Festspielhauses aufbringen will, begrüßt die neue Aktion der „Bürger für Beethoven“. Grießl steuerte gestern neues Zahlenmaterial zum Stand der Initiative bei. Er zeigte sich zuversichtlich, dass bis zur Jahresmitte feste Zusagen von Sponsoren in Höhe von fünf Millionen Euro vorliegen werden. „Das ist nicht schlecht“, erklärte Wolfgang Grießl, „darauf lässt sich aufbauen.“
Er fügte hinzu, das er missverstanden worden sei, die 25 Millionen Euro bis zum 30. Juni 2012 aufzubringen, an dem Tag also, an dem sich entscheiden wird, ob die Stadt Bonn das Projekt Festspielhaus konkret anpacken will. „Das habe ich nie gesagt, ich bin doch kein Getty!“
Grießl gab sich ebenfalls optimistisch, dass auch die Marke von 12 bis 15 Millionen Euroin einem überschaubaren Zeitraum erreicht werden könnte. „Danach wird es schwierig“, meinte der IHK-Präsident, „danach müssten wir uns national und international auf Sponsorensuche begeben.“ Grießl hat nach eigener Aussage auch schon Sponsoren an der Hand, die ab 2019 bereit wären, für den Betrieb eines Festspielhauses pro Jahr 1,5 Millionen Euro beizusteuern. Das gilt aber nur für ein Festspielhaus, nicht für eine „notdürftig angepinselte Beethovenhalle mit einer abgewetzten Bühne, die mich an einen ramponierten Turnhallenboden erinnert“, beschrieb Grießl bissig den Zustand der maroden Beethovenhalle. Für ihn wie auch für die „Bürger für Beethoven“ oder die Festspielhausfreunde gibt es keine Alternative zu einem neuen Konzerthaus in der Rheinaue. Der anwesende Kulturdezernent Martin Schumacher konnte nicht mit solchem Zahlenmaterial wie Wolfgang Grießl aufwarten.
Auf Rundschau-Nachfrage, wie weit die Suche der Stadt Bonn und der Deutschen Post nach internationalen Sponsoren für den Bau eines Festspielhauses gediehen sei, antwortete Schumacher knapp: „Die Stadt und die Deutsche Post haben ein Fundraising-Konzept entwickelt, das jetzt Zug um Zug abgearbeitet wird. Über konkrete Zusagen kann ich noch nichts sagen.“ Am 30. Juni 2012 wissen wir mehr.
Die Beethoven-Sticker sind kostenlos erhältlich bei City-Marketing Bonn, Fürstenstraße 3, 53111 Bonn, Faxnummer (0228) 96 37 468 oder bei den Bürgern für Beethoven, Kurfürstenallee 2-3, 53175 Bonn, Faxnummer (0228) 18 47 637.