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Ein klares Votum für das Beethoven-Festspielhaus erwartet

21. Oktober 2011
der Vorsitzende der Bürger für Beethoven, Manfred Jung, von der Stadt Bonn. Mit deutlichen Worten forderte Jung in Anwesenheit von Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch bei der Verleihung der Preise des Schaufensterwettbewerbs im Alten Rathaus ein Ende der Entschlusslsigkeit und Zaghaftigkeit in Rat und Verwaltung.
Ein klares Votum für das Beethoven-Festspielhaus erwartet

 

Manfred Jung

Vorsitzender der BÜRGER FÜR BEETHOVEN 

 

Rede zur Preisverleihung Schaufensterwettbewerb“ der Bürger für Beethoven

- 09.10.2011 - 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister!

Verehrte Gäste!

Liebe Bürgerinnen und Bürger für Beethoven! 

Im Namen des Vorstandes der Bürger für Beethoven begrüße ich Sie herzlich im Gobelinsaal unseres schönen neuen Alten Rathauses. Und ich danke Ihnen sehr herzlich, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, dass Sie uns durch Ihre Einladung und Ihre Anwesenheit die Ehre zuteil werden lassen, in der frisch renovierten guten Stube der Beethovenstadt Bonn die Gewinner des diesjährigen Schaufenster-wettbewerbs der Bürger für Beethoven auszuzeichnen. 

Ich begrüße deshalb auch besonders herzlich die Vertreter von Rat und Verwaltung der Bundesstadt Bonn, die Vertreter der Bonner Kaufmannschaft und –last not least - die Stifter der Preise, die wir heute verleihen. Ihnen allen sei für Ihre engagierte Mitwirkung ganz herzlich gedankt. 

Ein besonders Dankeschön haben auch Maria-Theresia van Schewick, die diesen Wettbewerb federführend betreut, und ihre zahlreichen Helfer verdient, die sie uns nachher selbst vorstellen wird. 

Ich möchte dem Urteil der Jury auf keinen Fall vorgreifen, aber mir doch zwei Bemerkungen erlauben. Erstens: In diesem Jahre hat sich nach meiner Wahrnehmung die Zahl der Teilnehmer am Wettbewerb erheblich verringert, die Qualität der Schaufenstergestaltungen zugleich aber in beachtlicher Weise verbessert. Daraus Schlussfolgerungen für die Zukunft zu ziehen, wird Aufgabe unseres Vorstandes sein. Hier sind neue Ideen und Anregungen gefragt, wie man unserem großen Anliegen, den Gästen des Festivals eine „Einladende Beethovenstadt“ zu bieten, künftig noch besser gerecht werden kann. 

Zweitens: Wenn ich in den letzten Tagen gefragt wurde, welches Schaufenster mir am besten gefallen habe, habe ich stets spontan geantwortet: Musikhaus Tonger.

Da sieht man Ludwig van Beethoven durch ein Fernrohr auf ein Gebäude starren, auf dessen Vorderseite der Titel „Festspielhaus“ prangt. Doch wenn man genauer hinschaut, entpuppt sich die Gestalt dieses Gebäudes als Prototyp des Kasperletheaters. - Ein Schelm, wer den Schaufenstergestaltern Böses unterstellt!!! 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, meine Damen und Herren!

Heute endet ein Festival, das uns unter dem Motto „Zukunftsmusik“ wiederum großartige künstlerische und gesellschaftliche Erlebnisse geboten hat. Und unser – der Bürger für Beethoven – vordringliches Anliegen ist, dass die positive, optimistische Bedeutung dieses Mottos von nun an bis ins Jahr 2020 Wirkung zeigt, die negative, defätistische Bedeutung jedoch – die man auch mit dem Sprichwort „Außer Spesen nichts gewesen“ belegen könnte - uns durch einvernehmliches Handeln von Rat, Verwaltung und Bürgerschaft dieser Stadt erspart bleibt.  

Ich knüpfe an meine Ausführungen vom 17. Dezember 2010 an – dem 240. Tauftag Ludwig van Beethovens und dem 15. Jahrestag des ersten Beethovenmarathons – wenn ich resümiere: Das Bonner Beethovenfest stellt sich im 12. Jahr seiner Wiederbelebung durch die Bürger für Beethoven als ein Festival von internationalem Rang dar, das auf vielfältige, qualitativ hochwertige Weise die Auseinandersetzung der Generationen mit dem Beethoven-Erbe repräsentiert. Dafür gebührt in erster Linie Ilona Schmiel und ihrem Team, aber auch den verlässlichen Unterstützern in der Stadt und der Region, und nicht zuletzt auch den vielen ehrenamtlich mitwirkenden Bürgerinnen und Bürgern Anerkennung. Die Bürger für Beethoven haben ja nicht nur das Festival wiederbelebt. Sie haben auch mit ihren Projekten Beethoven Bonnensis, Beethovenring, Beethoven-Rundgang sowie mit ihrem Schaufensterwettbewerb und Künstlereinladungen beträchtliche Energien und Mittel zum Einsatz gebracht, um Marken zu setzen und dieses Festival in den Herzen möglichst aller Bürgerinnen und Bürger, vor allem der jungen Generation, wie auch in den Herzen der Gäste des Festivals zu verankern. Und die Bürger für Beethoven werden auch ihre Mitwirkung bei dem nächsten großen Zukunftsprojekt nicht versagen. Sie fühlen sich aber verpflichtet, mit allem Nachdruck auf drohende Beschädigungen des Beethovenfestes in Folge von Unentschlossenheit und Untätigkeit von Rat und Verwaltung hinzuweisen - zumal in diesem Hause und an dieser Stelle. 

Das Beethovenfest Bonn hat völlig neue Qualitätsmaßstäbe gesetzt, indem es sich als Gastgeber von bedeutenden Künstlern, Ensembles, Residenten und Campus-Orchestern aus aller Welt präsentiert und als Botschafter Bonns - wie auch der große Sohn dieser Stadt - in aller Welt präsent ist. 

Dieser in der harten Konkurrenz des internationalen Wettbewerbs mit großen Mühen errungene Status wird gefährdet, ja ausgehöhlt, wenn es nicht gelingt, in den unmittelbar vor uns liegenden Jahren ein Konzerthaus zu errichten, das im Blick auf seine Architektur, seine Akustik und seine Konzertorganisation internationalen Maßstäben entspricht und in der bereits heute beachtenswerten Konkurrenz mit vergleichbaren Einrichtungen – nicht nur in Köln! – bestehen kann. Ein Konzerthaus übrigens für alle Bürgerinnen und Bürger, ob sie derzeit in die Beethovenhalle oder ins Beethoven-Haus, in die Oper oder das Telekom-Forum, in die Harmonie oder auf den Museumsplatz strömen. Die Besucherdaten sprechen eine eindeutige Sprache:

Das Interesse und Engagement der Bürger für qualitätsvolle kulturelle Angebote ist größer, als uns die Bedenkenträger und Abwiegler weismachen wollen. 

Aber die Bedrohungen der Qualitätsstandards des Beethovenfestes werden sich in den nächsten Jahren verstärken, wenn nicht Zukunftsweisendes geschieht:

  • Das seit 2009 strapazierte Wohlwollen der internationalen Agenturen, mit Blick auf die Realisierung des Projektes Beethoven Festspielhaus ihre Künstler und Ensembles auch weiterhin nach Bonn zu entsenden, wird nicht auszuhalten sein; das Drängen auf verbindliche Zusagen bzw. der Verzicht auf Abschlüsse wird zunehmen.

  • Wenn die Hamburger Elbphilharmonie steht, werden die Ströme des Musikgeschäfts neue Verläufe nehmen – was sowohl die Künstler- als auch die Besucherströme anbetrifft.

  • Wenn die – um es rücksichtsvoll auszudrücken – unattraktive Beethovenhalle zentraler Aufführungsort bleibt, werden nicht nur große Ensembles einen

Bogen um Bonn schlagen, sondern es werden vor allem auch die wichtigen Event-Sponsoren, denen beträchtliche Besucherzahlen folgen, ausbleiben.

  • Innovative Aufführungskonzepte – eines der Markenzeichnen dieses Beethovenfestes - sind, insbesondere mit Blick auf das junge Publikum, in der Beethovenhalle kaum realisierbar.

  • Die Schülermanager des Beethovenfestes aber auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den zahlreichen übrigen Jugendprojekten finden das Beethovenfest „klasse“, üben jedoch beständig Kritik an der Unzulänglichkeit der städtischen Spielorte, insbesondere in der Beethovenhalle, den Schulen und der Musikschule.

Die Zukunft und die Bildung nachfolgender Generationen, die Integration von zugezogenen Mitbürgerinnen und Mitbürgern unterschiedlicher Provenienz, die Sicherung werthaltiger Standards in der Musik-, Theater-, Museums- und Beethovenstadt Bonn lässt sich nicht mehr in der Beethovenhalle gewährleisten. 

In diesem Zusammenhang sei daran erinnert: Es liegen zwei international beachtete Entwürfe für ein Konzerthaus – mit Millionenaufwand von den Sponsoren ausgelobt und ausgewählt – vor. Zwei repräsentative Standorte am Rhein stehen zur Disposition. Auf den Trümmern der Oper lässt sich kein attraktives Konzerthaus errichten. Im Gegenteil: Beethovenfest und Beethoven Orchester werden unter massiven personellen und finanziellen Einbußen und Besucherrückgängen zu leiden haben, wenn dieser (Un-) Fall eintreten sollte. Ein Programmkonzept samt Bespielungsplan für einen ganzjährigen Konzerthausbetrieb ist – trotz häufig vorgetragener gegenteiliger Behauptungen – existent, und es ist den finanziellen Rahmenbedingungen entsprechend variabel zu gestalten. 

Herr Oberbürgermeister, vor etwa zwei Jahren haben wir gemeinsam mit Ratsmitgliedern der CDU, der SPD und der FDP bei –16 Grad Celsius auf dem Marktplatz für das Beethoven Festspielhaus geworben. Hier und heute trage ich deshalb die in der vergangenen Woche in den Beratungen von Vorstand und Kuratorium der Bürger für Beethoven von allen Seiten dringend geäußerte Bitte, ja Forderung vor: Lassen Sie die Zeit des Verzögerns und Vertagens und des zur Diskussion Stellens neuer Standortvarianten endgültig hinter sich! Drängen Sie mit aller Entschiedenheit Rat und Verwaltung der Bundesstadt Bonn zu einer verbindlichen Grundsatzentscheidung – möglichst noch im kommenden Monat – und zu zielstrebigem weiterführenden Planen und Handeln! Wenden Sie drohenden Schaden von der Stadt und ihren Bürgerinnen und Bürgern ab!

Die Zukunft der Beethovenstadt Bonn, vor allem ihre kulturelle und wirtschaftliche Zukunft, sowie die dauerhafte Ansiedlung für die Region unverzichtbarerer Unternehmen, Institutionen und Organisationen stehen auf dem Spiel. Es ist Ihres Amtes, die Geschäfte der Verwaltung zu leiten, Beschlüsse des Rates und der Ausschüsse vorzubereiten und diese Beschlüsse und Entscheidungen auszuführen. Die Zukunft der jungen Generation erfordert nachhaltige Perspektiven und Taten. Bernhard Hartmann hat es gestern überzeugend auf den Punkt gebracht: „Erbe verpflichtet“.

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