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Am 17. Dezember 2020 wurde Ludwig van Beethoven in Bonn

getauft. Geboren wurde er am gleichen Tag oder am Tag zuvor. Die Taufkirche ist 1800 nach einem Blitzschlag teilweise abgebrannt und wurde 1806 endgültig abgerissen. Danach ging der Name auf die damalige Minoritenkirche über, wo heute der Taufstein steht. Erst seit 1978 hat der Platz, an dem Beethovens Taufkirche stand, den Namen Remigiusplatz. Heute erinnert auch eine Station des Beethoven-Rundgangs an den Ort, wo Beethoven vor 250 Jahren getauft worden ist.
Am 17. Dezember 2020 wurde Ludwig van Beethoven in Bonn

 

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Wenn Sie mehr über Beethoven in Bonn erfahren wollen:

Im März 2020 ist von Stephan Eisel das "kleine" Beethoven-Buch "Beethoven in Bonn" (128 Seiten incl. englischer Übersetzung) im Dezember 2020  das "große" Beethoven-Buch "Beethoven - Die 22 Bonner Jahre" (über 550 Seiten).

 

Im Bonner General-Anzeiger ist zum Beethoven-Jubiläumsjahr eine mehrteilige Beethoven-Serie von Stephan Eisel erschienen: 

 

 

Stephan Eisel

In Bonn getauft und die Welt verändert

Am 17. Dezember vor 250 Jahren, am 17. Dezember 1770 wurden in der Bonner Pfarrkirche St. Remigius zwei Kinder getauft: Maria Anna Hupperich, deren Spur sich verloren hat, und Ludwig van Beethoven, der die Welt veränderte. 1770 erblickten übrigens 351 Kinder in Bonn das Licht der Welt, davon 32 im Dezember.

Am 17. Dezember 1770 begann Ludwig van Beethovens Lebensweg in der Remigiuskirche  Das genaue Datum der Geburt von Ludwig van Beethoven ist nirgends vermerkt, denn Einwohnermelderegister gab es damals noch nicht. Da Neugeborene wegen der hohen Kindersterblichkeit meistens am Tag ihrer Geburt oder – wenn die Geburt auf den Abend oder in die Nacht fiel – spätestens am Tag danach getauft wurden, ist der Komponist wohl am 16. oder 17. Dezember 1770 in der Bonngasse geboren. Bis Mitte des 18. Jahrhunderts wurde in Bonn übrigens fälschlicherweise verbreitet, Beethoven sei in der Rheingasse geboren, wo die Familie mit kurzen Unterbrechungen 1733 – 1767 und 1776 – 1785 gewohnt hat.

In die Bonngasse waren Beethovens Eltern Johann und Maria Magdalena geb. Keverich nach ihrer Hochzeit 1767 gezogen. Sie mieteten sich im Hinterhaus – manchmal euphemistisch auch Gartenflügel genannt – des Gebäudes mit der Registrierungsnummer 363 (ab 1793 Hausnummer 515, heute Hausnummer 20) ein. Im Erdgeschoss lagen die Küche und ein un‐ terkellerter Wirtschaftsraum, im Obergeschoss zwei kleine Zimmer und eine größere Stube. Außerdem gab es kleine Kammern unter dem Dach. Im Vorderhaus lebte der Eigentümer des Hauses, der kurfürstliche Quartiermeister Johann Georg Mangin sowie seit vielen Jah‐ ren die Musikerfamilie Salomon.

Am 2. April 1769 wurde den Beethovens das erste von sieben Kindern geboren und in St. Re‐ migius auf den Namen Ludwig Maria getauft. Bereits für den 8. April findet sich im Kirchen‐ buch der Eintrag des Todes. Wegen der Namensgleichheit bezweifelte der zweitgeborene Ludwig lange und hartnäckig, dass er schon 1770 geboren sei und hielt sich für zwei Jahre jünger. Als er mit einem Brief vom 2. Mai 1810 seinen Freund Franz Gerhard Wegeler um eine Kopie des Taufeintrags bat, mahnte er diesen ausdrücklich, darauf zu achten „daß noch ein Bruder früherer Geburt vor mir war, der ebenfalls Ludwig hieß nur mit dem Zusaze ,Maria‘, aber gestorben, um mein gewisses Alter zu bestimmen.“ Selbst als ihm die beglaubigte Abschrift des Taufeintrages vom 17. Dezember 1770 dann vorlag, notierte Beethoven auf der Rückseite des Dokuments die Jahreszahl „1772“ mit der Bemerkung: „Es scheint der Taufschein nicht richtig, da noch ein ludwig vor mir“.

Pfarrkirche für die Bonngasse war die Kirche St. Remigius. In den dortigen Kirchenbüchern wurden von 1614 – 1798 sorgfältig Taufen, Hochzeiten und Beisetzungen in der Pfarre einge‐ tragen. In dem Folianten für die Zeit 17. Oktober 1765 bis zum 7. April 1776 findet sich auf Sei‐ te 166 von fast 500 Seiten der Taufeintrag, der der Nachweis dafür ist, dass Bonn die Geburtsstadt von Ludwig van Beethoven ist. Die Kirchenbücher wurden mit Einführung der Standesämter während der französischen Besatzungszeit 1798 der Stadt Bonn übergeben und befindet sich heute im Bonner Stadtarchiv.

Während unklar ist, ob die Taufe vom Pfarrer oder einem seiner Kapläne vorgenommen wurde, stammt der Eintrag im Taufbuch sehr wahrscheinlich von Pfarrer Peter Joseph Isbach. Er hatte die Pfarrstelle an St. Remigius 1766 –1776 inne und war bereits 1768 zum Dechanten berufen worden. Isbach kam aus dem Kreis der Kanoniker des Cassiusstifts, galt als ausgezeichneter Prediger und war Doktor der Theologie. Bekannt war er auch für seine aus‐ gewählte Kleidung mit goldenen Schnallen auf den Schuhen. Beim Taufbuch-Eintrag ist ihm wohl aus Nachlässigkeit der Fehler unterlaufen, Beethovens Mutter mit dem Vornamen „He‐ NEUES BUCH lena“ statt „Maria Magdalena“ zu notieren. Offenbar hat ihn verwirrt, dass sie meist „Lenchen“ genannt wurde.

Taufpaten waren der Großvater des Täuflings, Hofkapellmeister Ludwig van Beethoven d. Ä., und die Nachbarsfrau Gertrude Baum geb. Müller, Frau des Hofkellerschreibers Johann Baum. In deren Haus fand wohl auch der „Taufschmaus“ statt, weil die Beethovensche Woh‐ nung dafür zu klein gewesen sein dürfte.

Die Remigiuskirche war die wichtigste der vier Bonner Pfarrkirchen. Für die Familie Beethoven war sie der zentrale kirchliche Bezugspunkt. In ihrer Bonner Zeit 1733 – 1794 sind alle Hochzeiten und Todesfälle der Familie sowie mit zwei Ausnahmen alle Taufen im Kirchenbuch von St. Remigius vermerkt. Die besondere Verbundenheit mit der Remigiuspfarre zeigt sich übrigens auch daran, dass die Beethovens 1769 – 1771 gleich dreimal in der Spendenliste für ein neues Pfarrhaus auftauchen.

Bis Frühjahr 1787 gehörte zur Kirche auch ein Friedhof, auf dem Beethovens Ur-Großeltern wie seine Großeltern beigesetzt wurden. Seine Eltern wurden dann auf dem neuen (heute: Alten) Friedhof beerdigt, der damals vor den Toren der Stadt lag. Die Remigiuskirche wird 795 erstmals urkundlich erwähnt. Um 1280 wurden am Kirchhof mehrere Häuser gebaut, deren Eigentümer Abgaben an die Kirche entrichten mussten. Mehrfach war die Kirche und insbesondere der Kirchturm Opfer von Bränden. Der Turm zur Zeit von Beethovens Taufe war erst 1756 mit neuen Glocken geweiht worden. Danach zog auch der Schlossbrand 1777 die Kirche in Mitleidenschaft.

Nach Beethovens Abreise nach Wien und während der französischen Besetzung Bonns wurde der Kirchturm dann am 10. Mai 1800 von einem Blitzschlag getroffen, brannte ab und wurde nicht wieder aufgebaut. 1806 wurde die Kirche endgültig abgerisssen. Das Patronat ging auf die Minoritenkirche in der Brüdergasse über und dorthin wurde auch Beethovens Taufstein gebracht. Er war um 1740 aus polierbarem Kalkstein („Lahnmamor“) gefertigt wor‐ den. Das Material aus dem Südosten des Rheinischen Schiefergebirges wurde auch bei der Balthasar-Neumann-Treppe im Brühler Schloss Augustusburg in Brühl und der Heiligen Stiege auf dem Kreuzberg verwendet. Der Deckel des Taufsteins ist aus Holz.

Viele Menschen denken fälschlicherweise, Beethoven sei in der heutigen Remigiuskirche getauft worden, weil sich heute der Taufstein dort befindet. Um das Andenken an die eigentliche Remigiuskirche auszulöschen, hatten die französischen Besatzer den Platz, wo sie stand, in Römerplatz umbenannt. Erst 1978 hat die Stadt dem Platz den Namen Remigiusplatz gegeben. Warum ausgerechnet dort auch eine öffentliche Toilettenanlage aufgestellt wurde, bleibt das Geheimnis von Rat und Verwaltung. Immerhin erinnert heute eine Station des Beethoven-Rundgangs an den Ort, wo Beethoven vor 250 Jahren getauft worden ist.

 

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Aktuelles

Beethoven-Motive sollten an der Brüdergasse

beim Umbau der Unterführung zur Oper und der dorthin führenden Rampe als Graffiti angebracht werden. Das haben die BÜRGER FÜR BEETHOVEN der Bonner Oberbürgermeisterin vorgeschlagen. An der Brüdergasse steht die ehemalige Minoriten-Kirche - heute St. Remigius -, wo sich der der Taufstein Beethvoens befindet. Ganz in der Nähe stand in der Rheingasse 24 das Haus des Bäckermeisters Fischer, in dem der heranwachsende Ludwig die meiste Zeit seiner fast 22 Bonner Jahre gewohnt hat. Der Vorsitzende des Beethoven-Vereines Stephan Eisel sagte dazu: "Da drängt sich die Gestaltung mit Beethoven-Motiven eigentlich auf.“ Das gelte umso mehr als das bisherige Beethoven-Graffito von Eugen Schramm eines der meistfotografierten Bildhintergründe für Selfies und Gruppenfotos in Bonn geworden sei.

Am 29. April wird das neue Beethoven-Buch

von Stephan Eisel vorgestellt. Dabei geht es um BONN UND DIE NEUNTE SINFONIE, denn Beethovens Meisterwerk hat vielfältige Bezüge zu seiner Heimatstadt. Stephan Eisel erklärt auf 168 Seiten - incl. einer englischen Übersetzung -, was es damit auf sich hat. So hat Beethoven Schillers "Ode an die Freude" bereits in Bonn kennengelernt und hier die Absicht geäußert, das Gedicht zu vertonen. Und mit Ferdinand Ries war 1817 bzw. 1822 ein Bonner der Auftraggeber für die 9. Sinfonie, denn er wwar damals Direktor der London Philharmonic Society. Am 29. April 2024 um 18 Uhr findet die Buchvorstellung mit einer Signierstunde im Shop des Beethoven-Hauses Bonn, Bonngasse 21, 53111 Bonn statt.

Am 6. Mai um 18 Uhr zeigen die Bürger für Beethoven

im Bonner Beethoven-Haus anläßlich des 200. Jubiläums der Uraufführung von Beethvens 9. Sinfonie einen besonderen Film: FOLLOWING THE NINTH befasst sich als Dokumentarfilm in englischer Sprache mit den Wirkungen von Beethovens Neunter vom Platz des himmlischen Friedens in peking bis zum Fall der Berliner Mauer. Es schließt sich eine Gesprächsrunde mit Regisseur Kerry Candaele an.

Mit dem 2. Bonner Beethoven-Tag am 4. Mai 2024

wird auf dem Bonner Marktplatz der 200. Geburtstag von Beethovens 9. Sinfonie mit der berühmten „Ode an die Freude“ gefeiert, die am 7. Mai 1824 in Wien uraufgeführt wurde. Über 100 Musiker unterschiedlichster Stilrichtungen haben ihre Teilnahme zugesagt.  Den Auftakt macht der Kinder- und Jugendchor des Theaters Bonn und zum Abschluss gibt es ein Platzkonzert des Sinfonischen Blasorchesters des Kardinal-Frings-Gymnasiums. Dazu kommen Interviews mit Musikern und Musikwissenschaftlern über ihre Begegnung mit der Neunten.

Zur Kurz kommt Beethoven in den Eckpunkten

für eine Zusatzvereinbarung zum Berlin/Bonn-Gesetz, die im April 2024 vom Bund, den Ländern Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz und der Bundesstadt Bonn und den Landkreisen Rhein-Sieg, Ahrweiler, und Neuwied vorgestellt wurden. Der Vorsitzende der BÜRGER FÜR BEETHOVEN Stephan Eisel sagte dazu: „Die Ausführungen zur Beethovenstadt Bonn sind sehr enttäuschend und bleiben weit hinter den Erwartungen zurück. Auf eine längere Beschreibung des status quo folgen völlig unverbindliche Prüfungszusagen und eine Aneinanderreihung von Konjunktiven wie „würde“ und „könnte“ ohne fassbare Konkretisierungen. Dagegen sind bei anderen Themenfeldern in den Eckpunkten konkrete Zusagen zu finden. Das wird Bonns nationaler Rolle als Beethovenstadt nicht gerecht.“