Volltextsuche:

Mit Beethoven schloss der General-Anzeiger seine Serie

"100 Bonner Köpfe" zu Recht ab. Bettina Köhl schreibt in ihrem lesenswerten Beitrag: "Ein Wort genügt. Beethoven."Sie fügt hinzu: "Beethovens Bindung an Bonn war eng, sein Leben lang hielt er Kontakt zu den Freunden seiner Jugend. Stefan und Eleonore von Breuning, die nach dem frühen Tod von Beethovens Mutter zu seiner Bonner Ersatzfamilie gehörten, Franz Georg Wegeler (später Eleonores Ehemann) und Ferdinand Ries. Der Name der Stadt taucht in Briefen Beethovens selten auf, sondern eher die „vaterländischen Gegenden“ oder die „lieben schönen Rheingegenden“. Drei Briefe, die der Komponist mit „Beethoven Bonnensis“ unterschrieb, sind überliefert."

Den Beitrag im General-Anzeiger können Sie hier ausdrucken.

General-Anzeiger 11. Juni 2016

Rästelhafter Superstar

GA-Serie "100 Köpfe - Wir sind Bonn", Folge 100: Ludwig van Beethoven hielt ein Leben lang Kontakt zu den Bonner Jugendfreunden

Von Bettina Köhl

Bonn. Er ist der weltweit bekannteste Bonner überhaupt. Ein Wort genügt. Beethoven. Und schon entstehen Bilder. Das taube Musikgenie mit der wallenden Künstlermähne. Die Takte der 9. Symphonie schleichen sich fast automatisch ins Ohr: „Freude, schöner Götterfunken, Tochter...“

Wer den Bonner Beethoven kennenlernen möchte, stößt auf viele Fragezeichen. Das fängt schon bei seinem Geburtszimmer im heutigen Beethoven-Haus in der Bonngasse an. Hat Maria Magdalena van Beethoven im Dezember 1770 wirklich in der zugigen Dachkammer des Hinterhauses ihr zweites Kind zur Welt gebracht, oder vielleicht doch in der beheizten Küche, nah an Feuer und warmem Wasser? Es gibt hierzu ebenso wenig Aufzeichnungen wie über den Geburtstag. Der 17. Dezember 1770 ist als Tauftag verbrieft.

Zeit seines Lebens war sich der Komponist wegen seines Alters selbst nicht ganz sicher, was auch daran lag, dass es einen älteren Bruder gleichen Namens gab, der als Säugling starb. „Es ist für die Zeit nichts Ungewöhnliches. Das Alter war nicht so wichtig und im Rheinland feierte man ohnehin Namenstag“, sagt Julia Ronge, Musikwissenschaftlerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bonner Beethoven-Haus.

Der marmorne Taufstein Beethovens in Sankt Remigius könnte zum nächsten Trugschluss verleiten, denn dies war nicht die Taufkirche. Die Remigiuskirche aus Beethovens Zeit stand am heutigen Remigiusplatz. Nachdem sie 1800 nach einem Blitzeinschlag niedergebrannt war, zog die Gemeinde in die Minoritenkirche um, die als ehemalige Klosterkirche keinen Taufstein hatte.

Die Lebensdaten in Kürze: 1778 erster Auftritt als Pianist, 1784 wird Beethoven Organist, später auch Bratschist der kurkölnischen Hofkapelle. 1792 Umzug nach Wien als Schüler Joseph Haydns, 1798 Beginn des Gehörleidens, 1813 Höhepunkt des Ruhms mit „Wellingtons Sieg oder die Schlacht bei Vittoria“, 1824 Uraufführung der 9. Symphonie, 1827 Tod in Wien.

Beethovens Bindung an Bonn war eng, sein Leben lang hielt er Kontakt zu den Freunden seiner Jugend. Stefan und Eleonore von Breuning, die nach dem frühen Tod von Beethovens Mutter zu seiner Bonner Ersatzfamilie gehörten, Franz Georg Wegeler (später Eleonores Ehemann) und Ferdinand Ries. Der Name der Stadt taucht in Briefen Beethovens selten auf, sondern eher die „vaterländischen Gegenden“ oder die „lieben schönen Rheingegenden“. Drei Briefe, die der Komponist mit „Beethoven Bonnensis“ unterschrieb, sind überliefert. Die ausführlichste Liebeserklärung an Bonn enthält ein Schreiben vom 29. Juni 1801 an den Arzt und Jugendfreund Wegeler: „daß ich dich und überhaupt euch, die ihr mir einst alle so lieb und theuer waret, vergessen könnte, nein das glaub nicht, es giebt Augenblicke, wo ich mich selbst nach euch sehne, ja bey euch einige Zeit zu Verweilen; – mein Vaterland die schöne Gegend, in der ich das Licht der Welt erblickte, ist mir noch immer so schön und deutlich vor meinen Augen, als da ich euch verließ, kurz ich werde diese Zeit als eine der glüklichsten Begebenheiten meines Lebens betrachten, wo ich euch wieder sehen und unsern Vater Rhein begrüßen kann.“

Bandwurmsätze wie dieser tauchen oft in der Korrespondenz auf, ebenso wie eigenwillige Schreibweisen, die auch vor dem eigenen Nachnamen „Beethowen“ oder „Bthvn“ nicht haltmacht. „Ich schreibe  lieber 10 000 Noten als einen Buchstaben“, gibt er zu. Trotzdem erlebt man den berühmten Bonner dann am besten, wenn er selbst spricht, in seinen Briefen, die das Bonner Beethoven-Haus für jedermann digitalisiert und zum Teil von einem Schauspieler gesprochen im Internet bereitstellt.

Wie war er denn nun, dieser Beethoven? „Das Beethovenbild ist sehr überformt. Es gibt Mythen wie die vom großen einsamen Revolutionär, die sehr vom 19. Jahrhundert geprägt sind“, sagt Julia Ronge. Beethoven sei sehr gesellig gewesen und habe selbst, als er schon schwerhörig war, Feste gefeiert. „Er hatte politische Überzeugungen, aber er ist nicht mit der Fahne voran im Volkssturm gelaufen.“

War er denn ein Wunderkind? „Beethoven hatte die Begabung eines Wunderkindes, er war aber keins, weil keins aus ihm gemacht wurde“, sagt die Musikwissenschaftlerin. Aufsehenerregende Reisen wie die des jungen Mozarts hätte Beethovens Vater, selbst Musiker am Hof und alkoholkrank, nicht organisieren können. In Bonn fiel das Talent des jungen Ludwigs durchaus auf. „Wenn er mit seinem Lehrer Geige spielte, sind die Leute auf der Straße stehen geblieben, weil es so schön war“, berichtet Ronge.

Und was war mit der Liebe? „Beethoven wollte heiraten, aber er hat keine Frau gefunden. Meistens war er den adeligen Frauen nicht standesgemäß“, sagt Ronge. Die „unsterbliche Geliebte“, die Beethoven in seinem Brief mit „mein Engel“ anspricht, hat es wirklich gegeben. Die Wissenschaft diskutiert allerdings weiter, ob es Josephine Brunsvik, Antonie Brentano oder eine ganz andere war. „Es ändert an Person und Werk nichts, wenn ich einen Namen habe. Die großen Kompositionen, für die Beethoven berühmt ist, werden nicht anders, wenn wir wissen, wer diese Frau war“, findet Julia Ronge. Rätselhaft bleibt auch, warum Beethoven den Brief an die unsterbliche Geliebte nicht abgeschickt hat. Er wurde im Nachlass in seinem Schreibtisch gefunden. 

 

RSS

UNSER LUDWIG

UNSER LUDWIG

Nächste Termine

Mo 29.0418:00 Uhr Buchvorstellung BONN UND BEETHOVENS NEUNTE Shop des beethoven-Hauses, Bonngasse 21, 53111 Bonn
Sa 04.05 - Mo 06.05 Internationale Tagung zum 200. Jubiläum der 9. Sinfonie Beethoven-Haus Bonn
Sa 04.05 2. Bonner Beethoven-Tag Bonner Marktplatz

BEETHOVEN und PEANUTS

BEETHOVEN und PEANUTS

Der Bonner Beethoven

Der Bonner Beethoven
 

Frühere Artikel

28. Mrz 2024

Urgeschichten und Götterfunken

sind Thema des "Talk-Gottesdienstes" mit dem Vorsitzenden der BÜRGER FÜR BEETHOVEN am 27. April in der Bonner Kreuzkirche. Dabei geht es um den Bibeltext GENESIS a,1-2,4a zur Erschaffung der Welt und Beethovens Ode "An die Freude" mit der Schiller-Zeile "Brüder - überm Sternenzelt muss ein lieber Vater wohnen." Lesen Sie mehr…
20. Mrz 2024

Fabian Müller erhält am 16. Mai den Beethoven-Ring 2023.

Er gewann mit deutlichem Vorsprung eine Abstimmung der 1700 Mitglieder der BÜRGER FÜR BEETHOVEN unter den vier jüngsten Solisten des Beethovenfestes, die ein Werk von Beethoven interpretierten. Müller ist der 19. Beethoven-Ring-Träger und zugleich der erste Bonner, der die Auszeichnung erhält. DIE VERANSTALTUNG IST AUSVERKAUFT! Lesen Sie mehr…
12. Mrz 2024

AM 30. Juni erinnert das X. Musikerfrühstück

in der Godesberger Redoute daran, dass dort im Juli 1792 Joseph Haydn Ludwig van Beethoven begegnet ist. Damals richteten die Musiker des Bonner kurfürstlichen Orchesters in Godesberg -  "einem Lustorte nahe bei Bonn" - ein Frühstück aus. Wie damals wird daran mit einem Brunch und einem Gesprächskonzert erinnert. Lesen Sie mehr…
10. Mrz 2024

Der 26. März war sowohl 1778 Beethovens erster Auftrittstag

als auch 1827 sein Todestag. Daran erinnern die BÜRGER FÜR BEETHOVEN in Kooperation mit dem Beethoven-Haus in jedem Jahr mit einem besonderen Gesprächskonzert, in diesem Jahr der mehrfach ausgezeichneten Geigerin Liv Migdal und die Pianistin Schaghajegh Nosrati. Zur Gehör kommt u. a. eine Kompositionen, die sechs Geiger aus Beethovens musikalischen Umfeld ihm 1824 zum Geburtstag schenkten. Dabei handelt es sich um  Variationen über ein Thema (den Beginn) seiner beliebten Chorfantasie schrieben. Außerdem wird eine Violin-Sonate von Bach und Beethovens berühmte Kreutzer-Sonate gespielt. Lesen Sie mehr…
05. Mrz 2024

In Kerpen hat der junge Beethoven

zwischen 1784 und 1792 Sommerferien mit seiner "Ersatzfamilie" von Breuning zugebracht. Er soll dort auch Orgel gespielt haben. 2021 hat sich Kerpen deshalb auch ein eigener Beethoven-Verein gegründet. Dort ist der Vorsitzende der BÜRGER FÜR BEETHOVEN mit seinem Klavierkabarett zu Gast. Die Veranstaltung ist inzwischen ausverkauft. Lesen Sie mehr…
19. Feb 2024

WIE SICH UNSERE ÖFFENTLICHKEITSARBEIT DARSTELLT,

dokumentieren unsere Pressespiegel. Hier finden Sie nicht nur die Berichterstattung in den Medien, sondern auch unsere Pressemitteilungen im vollständigen Wortlaut. Soeben neu erschienen ist der Pressespiegel für das 2. Halbjahr 2023. Lesen Sie mehr…
17. Feb 2024

M 12. AUGUST ERINNERN DIE BÜRGER FÜR BEETHOVEN

zum elften Mal an die Enthüllung des Beethoven-Denkmals am gleichen Tag im Jahr 1845. Mit Musik und Berichten aus der Zeit wurde des historischen Ereignisses gedacht. Musikalische Gestaltung übernimmt Elisa-Marie Kluwe (Klavier), BEETHOVEN BONNSIS Preisträgerin 2023. Die Moderation mit Zeitzeugenberichten liegt bei dem Vorsitzenden der BÜRGER FÜR BEETHOVEN Stephan Eisel. Lesen Sie mehr…
09. Feb 2024

Beim Rosenmontagszug 2024 feierte die Beethoven-Familie

mit einem eigenen Mottowagen den größten Sohn der Stadt feiern. Mit dabei waren Generalmusikdirektor Dirk Kaftan vom Beethoven Orchester Bonn, Beethovenfest-Intendant Seven Walter, Beethoven-Haus-Dirkor Malte Boecker, die Pianistin Susanne Kessel und der Vorsitzende der BÜRGER FÜR BEETHOVEN Stephan Eisel. Außerdem bildeten über 60 Beethoven-Enthusiasten eine eigene Fußgruppe unter dem Motto LUDWIG ALAAF. Lesen Sie mehr…
15. Jan 2024

Ein einmaliges Sonderkonzert spielte Philippe Tondre,

der 2012 den Beethoven-Ring erhalten hat, am 22. Januar 2024 für die BÜRGER FÜR BEETHOVEN. Der Solo-Oboist des Philadelphia Orchestra präsentierte gemeinsam mit der Pianistin Danae Dörken im Beethoven-Haus Werke von Beethoven und Schumann. Das Publikum dankte begeistert mit Standing Ovations .
Lesen Sie mehr…
10. Jan 2024

"unterwegs mit beethoven in Bonn" ist der Titel einer

Publikation der BÜRGER FÜR BEETHOVEN, die der Verein Interessierten kostenfrei zur Verfügung stellt. Das 52-seitige, reich bebilderte Heft befasst sich in 22 Kapiteln mit den 22 Bonner Jahren von Ludwig van Beethoven. Er hat hier länger gelebt und gearbeitet als Mozart in Salzburg. Es geht in dem Heft um Orte wie das Geburtshaus in der Bonngasse, die Taufkirche oder das Beethovensche Wohnhaus in der Rheingasse und die beiden Besuche von Joseph Haydn in Bonn, das Jahrhundert-Hochwasser 1784 und den Schlossbrand 1777.   Lesen Sie mehr…