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Nachdrücklich für ein Beethoven-Festspielhaus warb Kurt Mausur

zu Beginn seines Internationalen Meisterkurs für Dirigieren in Bonn. In der Beethovenhalle sagte er bei der ersten öffentlichen Probe der 9. Sinfonie, man könne sich nicht mit dieser alten Halle zufrieden geben. Bonn verspiele ein große Chance. Alleine in China wollten über 60 Millionen Menschen das Klavierspielen erlernen und kämen damit mit der klassischen Musik in Kontakt. Beethovens Fasizination könne sich dabei niemand entziehen.
Nachdrücklich für ein Beethoven-Festspielhaus warb Kurt Mausur

Doch von dem, was diese Menschen in der Geburtsstadt Beethovens zu sehen bekämen, könnten sie nur enttäuscht sein, wenn sich nichts ändere. Es sei unverständlich, dass die Stadtspitze zögere das Geschenk eines privat finanzierten Festspielhauses anzunehmen. Auch seine Heimatstadt Leipzig habe nichts für Kultur tun wollen. 1743 hätten sich daraufhin 16 Bürger zusammengeschlossen und jeweils ein Jahresgehalt für einen Musiker übernommen. So sei das inzwischen weltberühmte Gewandhausorchester entstanden. Er gebe die Hoffnung nicht auf, dass auch die Bonner Politik ihre Verantwortung noch erkenne.

 

Neues zum Thema Festspielhaus finden Sie hier

Der EXPRESS berichtet zum Thema hier. 

Lesen Sie dazu auch das Interview mit Kurt Masur im Generalanzeiger am 14.12. 2010:

Der Maestro ist enttäuscht von Bonn

Von Bernhard Hartmann

Bonn. Im März dieses Jahres feuerte Kurt Masur eine ziemliche Breitseite gegen die Stadt Bonn: "Das größte Werk Beethovens ist in seiner Geburtsstadt nicht aufführbar", sagte er damals bei einem Ortstermin in der Beethovenhalle.

"Das darf eigentlich nicht sein, eine Neunte unter den Bedingungen zu spielen, wie wir jetzt gezwungen sind." Damit spielte er auf den Beethoven-Meisterkurs für Dirigieren an, den der 83-Jährige von Dienstag an bis Donnerstag leitet. Nach vier Jahren geht der Zyklus mit allen neun Sinfonien Beethovens nun mit der neunten Sinfonie in die letzte Runde. Seine Haltung zur Beethovenhalle hat sich in den zurückliegenden Monaten nicht geändert. Im Hotel Königshof, wo der Dirigent in den kommenden Tagen wohnt, machte er daraus keinen Hehl.

Als Schirmherr hat er sich immer für den Bau des Festspielhauses eingesetzt. Dass sich die Bonner Stadtspitze von dem Projekt vorerst verabschiedet hat, stößt bei ihm auf völliges Unverständnis. "Ich schäme mich für die Stadt Bonn", sagte er bitter. "Im Augenblick haben wir in Bonn alles, was mit Beethoven zu tun hat, begraben." Masur sieht die Entwicklung mit Besorgnis, dass "wir mehr und mehr zu einer Gesellschaft werden, in der nur noch gerechnet wird". Das gehe bis in die Familienplanung hinein. Die Entscheidung für ein Kind richte sich nach der Frage: Kann ich mir ein Kind leisten?

Dass Bonn sich das "Kind" Festspielhaus nicht leisten mag, um seinen größten Sohn zu ehren, scheint Masur, der auch Vorsitzender des Vereins Beethoven-Haus ist, jedenfalls sehr persönlich zu nehmen: "Ich bin sehr niedergeschlagen", sagte er. Nach Bonn komme er nur, weil Beethoven noch da sei. Deshalb richtete noch einmal einen Appell an die Stadt, die einmalige Chance zum Bau eines Beethoven Festspielhauses Bonn nicht komplett verstreichen zu lassen. Bonn müsse eine Pilgerstadt für Beethoven werden, so wie es Salzburg für Mozart sei.

Doch trotz aller düsterer Wolken, die sich in Masurs Wahrnehmung über Bonn zusammengezogen haben, kam am Montag auch das Wort "Freude" im Vokabular des früheren Gewandhauskapellmeisters vor. Ein Wort, das heute so banal sein könne, aber in Beethovens neunter Sinfonie von so elementarer Kraft sei. Mit den drei jungen Dirigenten Christoph Altstaedt, Jahrgang 1980, Mirga Grazinyte, Jahrgang 1986, und Joshua Kang Ming Tan, Jahrgang 1980, will er solche Dinge herausarbeiten. Ihm ist daran gelegen, Beethovens Idee für heutige Hörer umsetzen. Das funktioniert, so glaubt Masur, nur mit groß besetztem Sinfonieorchester und großem Chor.

Versuche, die Sinfonien mit kleinen Kammerorchestern in der Besetzungsstärke, wie Beethoven sie zur Verfügung hatte, aufzuführen, hält der Maestro für wenig hilfreich: "Das sind Dinge, die entstellen den Geist der Musik", sagt Masur. Er möchte gleichsam die Erschütterung wiederherstellen, die ein Fortissimo zu Beethovens Zeiten ausgelöst hat. Für die drei jungen Dirigenten ist die Meisterkurserfahrung mit Masur nicht neu. Der Deutsche Christoph Altstaedt und sein in Singapur geborene Kollege Joshua Kang Ming Tan waren beim ersten Meisterkurs 2006 dabei, die Litauerin Mirga Grazinyte fiel beim Kurs im vergangenen Jahr auf und wurde deshalb zum Finale mit der Neunten eingeladen.

Jeder bringt eigene Erwartungen mit nach Bonn. "Ich erinnere mich an sehr angeregte und kontroverse Diskussionen", sagt Altstaedt, der mittlerweile als Kapellmeister an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf wirkt. Joshua Kang Ming Tan freut sich auf die Arbeit mit Masur und den Wissenschaftlern des Beethoven-Hauses und Mirga Grazinyte darauf, "dass ich in dieser Welt ein paar Tage leben darf". Worauf ihr Masur entgegnete: "Sie sprechen verdammt gutes Deutsch!"

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