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Das Scheitern des Zeitplans bei der Sanierung der Beethovenhalle

zeigt ebenso wie die seit Monaten anhaltende Kostenexplosion, dass hier eine gravierende Fehlentscheidung getroffen wurde. Dass die aufwendige Sanierung der Mehrzweckhalle nicht rechtzeitig zum Beethovenjubiläum 2020 abgeschlossen werden kann, ist eine kommunalpolitische Blamage, muss aber den Erfolg des Beethoven-Jubiläums nicht gefährden, denn eine Mehrzweckhalle mehr oder weniger ist für die Profilierung Bonns zur Beethovenstadt nicht wichtig. Allerdings sollte die neue Lage jetzt dazu genutzt werden, ernsthaft eine Zukunftsoption für Bonn zu prüfen: Statt des Millionengrabes Beethovenhalle und der ebenso kostspieligen Altbausanierung der Oper, wäre ein modernes integriertes Opern- und Konzerthaus die richtige Zukunftsinvestition in der Beethovenstadt.
Das Scheitern des Zeitplans bei der Sanierung der Beethovenhalle

 

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Blamage bei Beethovenhalle für Zukunftswurf nutzen 

Mehrzweckhalle nicht entscheidend für Erfolg von BTHVN2020  

Zur Mitteilung der Bonner Stadtverwaltung, dass die Sanierung der Beethovenhalle nicht rechtzeitig zum Beethoven-Ju­biläumsjahr 2020 abgeschlossen sein wird, sagte der Vorsitzende der BÜRGER FÜR BEETHOVEN Stephan Eisel:  

Die städtische Mitteilung, dass die Sanierung der Beethovenhalle nicht rechtzeitig zum Beethovenju­biläum 2020 abgeschlossen sein wird, kommt nicht überraschend. Die regelmäßigen Kostensteigerun­gen um durchschnittlich eine Million Euro monatlich von 53 Mio Euro im April 2016 auf jetzt über 75 Mio Euro machen ebenso wie die ständigen Zeitverzögerungen deutlich, dass der Rat mit der Ent­scheidung für eine aufwendige denkmalgerechte Sanierung eine gravierende Feh­lentscheidung getroffen hat. Leider wurde dabei Oberbürgermeis­ter Sridharan überstimmt, der vor­geschlagen hatte, lediglich die Betriebssicherheit der Halle bis zum Beethoven-Jubiläum sicherzustel­len.  

Es ist aber gut, dass die Stadtverwaltung das Scheitern des Zeitplans der Hallensanierung rechtzei­tig vor dem Jubiläumsjahr 2020 zugibt. Die Illusionen über den Zeitplan, die Stadtdirektor Fuchs als zu­ständiger Projektleiter in den letzten Monaten genährt hat, waren fahrläs­sig. Jetzt räumt auch er eine Verzögerung von 1 ½ Jahren gegenüber der ursprünglich Zeitplanung ein und prognostiziert eine Be­spielbarkeit der Halle frühestens für Mai 2020. Da alle Erfahrungen zeigen, dass weitere Verzögerun­gen ebenso wahrscheinlich sind wie weitere Kostensteigerungen, sollten jetzt alle akzeptieren, dass es 2020 keine nutzbare Beethovenhalle geben wird. Weitere Illusionen führen in eine Sackgasse.

Viel sinnvoller wäre es, den entfallende Zeitdruck als Chance zu nutzen, um die Option für einen mutigen Zukunftswurf offen zu halten. Da es offenbar erhebliche Probleme mit den Fundamenten der Beethovenhalle gibt, deren Klärung einen de-facto-Baustopp nahelegen, bietet sich die Chance für eine Denkpause. Liegt es nicht nahe, so lange innezuhalten bis in vier Monaten die Prüfung der Opernsanierung abgeschlossen ist ? Sollte sich herausstellen, dass dort eine Sanierung im Bestand nicht darstellbar ist - was auch angesichts der Kölner Erfahrungen naheliegt -, könnte der jetzige Standort der Beethovenhalle für den dann notwendigen Neubau eines integrierten Opern- und Konzerthauses in Frage kommen. Wie at­traktiv das sein kann, zei­gen seit längerem Baden-Baden oder Bregenz und seit wenigen Jahren Oslo und Florenz Für die BÜRGER FÜR BEETHOVEN bleibt jedenfalls ein akustisch angemessener Kon­zertsaals in der Beethovenstadt Bonn notwendig – übrigens nicht nur im Blick auf klassische Musik.  

Wir haben immer wieder darauf hingewiesen, dass die Sanierung der alten Mehrzweckhalle keinen Beitrag zur Profilierung Bonns als Beethovenstadt leistet, weil es keine Verbesserung der Akustik für die Zuhörer geben wird. Das Scheitern der rechtzeitigen Sanierung der Beethovenhalle ist zwar eine Blamage für die Bonner Kom­munalpolitik, muss aber den Erfolg des Beethoven-Jubiläum nicht gefährden, wenn sich jetzt alle auf das konzentrieren, was wirklich wichtig ist: inhaltliche Fragen und nachhaltige Pro­jekte wie beispielsweise ein attraktiver Beethoven-Rundgang oder das von UN-Generalsekretär Guter­res unterstützte Pastorale-Projekt.  

Im Blick auf das Beethovenjubiläum 2020 ist es sinnvoll, die Vielfalt von Spielstätten unter Einbeziehung des Rhein-Sieg-Kreises zu nutzen und das Thema mit Realismus und Kreativität anzugehen: International konkurrenzfähig ist lediglich der Kam­mermusiksaal im Beetho­ven-Haus. Aber mindestens so gut wie die Beethovenhalle  sind vorhandene Spielorte von der Oper und der kleinen Beethovenhalle in Muffendorf, über das WCCB mit dem Ple­narsaal, die Godesberger Redoute, der Telekom-Dome, das T-Mobile- Forum, das Poppelsdorfer Schloß, der Innenhof der Universität, die Rhein-Sieg-Halle usw. usw. Es wäre auch sinnvoll, wenn zum Beethoven-Jubiläum der Museumsplatz zwi­schen Bundeskunsthalle und Kunstmuseum wieder für Konzerte genutzt werden würde. Auch eine Flussbühne am Rheinufer sollte ernsthaft geprüft werden.

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