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Anne-Sophie Mutter plädiert für das Beethoven Festspielhaus

in Bonn, weil "Musik angemessene Räume und gute Akustik braucht, so wie ein Museum Licht für Bilder". Sie hofft auf die Verwirklichung des vorgesehenen Festspielhauses in der Beethovenstadt: "Ich wünsche es den Bonnern, dass sie die damit verbundenen Chancen zum 250. Beethoven-Geburtstag 2020 nutzen können, wenn die ganze Welt auf die Geburtsstadt des großen Komponisten schauen wird."
Bild: Harald Hoffmann - Deutsche Grammophon
Bild: Harald Hoffmann - Deutsche Grammophon

 

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Unter der Überschrift "Dortmund hat uns verdrängt" setzt sich Anne-Sophie Mutter in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung am 3. Januar 2015 vehement für einen neuen Konzertsaal in München ein. Dort werden die gleichen Fragen wie in Bonn zum Beethoven-Festspielhaus gestellt. Bei den Antworten muss man eigentlich nur die Städtenamen aus­tauschen. Hier einen Auszug aus diesem Interview finden Sie hier.

 

 

 

Anne-Sophie Mutter plädiert für Beethoven-Festspielhaus

Weitere prominente Unterstützung haben die Bonner für das Beethoven-Festspielhaus erhalten. Das teilte der Vorsitzende der BÜRGER FÜR BEETHOVEN, Stephan Eisel, heute mit. Die international renommierte Geigerin Anne-Sophie Mutter, eine der erfolgreichsten Musikerinnen weltweit, hat dem Verein geschrieben: 

„Ich hoffe sehr, dass in der Beethovenstadt Bonn das vorgesehene Festspielhaus verwirklicht wird. So wie ein Museum Licht braucht, damit man die Bilder gut sehen kann, braucht Musik angemessene Räume und gute Akustik zur Entfaltung. Das gilt besonders für eine Stadt wie Bonn, wo Ludwig van Beethoven geboren und 22 Jahre gelebt hat - immerhin so lange wie Mozart in Salzburg. Ich wünsche es den Bonnern, dass sie die damit verbundenen Chancen zum 250. Beethoven-Geburtstag 2020 nutzen können, wenn die ganze Welt auf die Geburtsstadt des großen Komponisten schauen wird." 

Eisel freut sich über diese prominente Unterstützung: „Wie wir in Bonn mit Beethoven umgehen und wie es um das Festspielhaus steht, wird in der internationalen Musikszene genau verfolgt. Das ist für uns eine große Chance, die wir nutzen sollten. Das eindeutige Statement von Anne-Sophie Mutter ist dabei eine große Ermutigung.“ 

Mutter reiht sich mit ihrem Plädoyer für das Beethoven-Festspielhaus ein in eine beachtliche Reihe internationaler Musikstars, die sich für das Projekt einsetzen. Dazu gehören u. a. Kurt Masur, Kent Nagano, Paavo Järvi, Rudolf Buchbinder und Martin Grubinger. Mutter ist mit der Bonner Situation gut vertraut, besonders auch dem Beethoven Haus verbunden und konzertiert regelmäßig in der Beethovenstadt – auch in diesem Jahr wieder, und zwar am 29. Juni mit einem Programm für Violine und Klavier, zu dem auch eine Beethoven-Sonate gehört.

WARUM WIR EINEN KONZERTSAAL BRAUCHEN

Bonner Fragen werden auch in München gestellt – und beantwortet

Unter der Überschrift "Dortmund hat uns verdrängt" setzt sich die weltberühmte Violinistin Anne-Sophie Mutter in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung am 3. Januar 2015 vehement für einen neuen Konzertsaal in München ein. Dort werden die gleichen Fragen wie in Bonn zum Beethoven-Festspielhaus gestellt. Bei den Antworten muss man eigentlich nur die Städtenamen aus­tauschen. Hier ein Auszug aus diesem Interview, die Fragen stellte Christian Krügel. 

Frage: Wie steht München international da?

Anne-Sophie Mutter: Ich kann da nur aus Sicht des Musikers sprechen. Wir sind gesegnet mit drei Spitzenorchestern: Philharmoniker, das Staatsorchester der Oper und die BR-Symphoniker, die ja je­des Mal in internationalen Rankings ganz vorne landen. Neben der BMW-Welt und der Allianz-Arena würde man sich für diese Botschafter Münchens halt auch eine Erlebniswelt für Musik wünschen, die auch adäquat die Anstrengungen der Orchester und die Wertschätzung in der Stadt widerspiegelt. 

Frage: Ein Plädoyer für ein neues Konzerthaus?

Anne-Sophie Mutter: Ganz klar. Als ich Ende der Achtzigerjahre nach München kam, gab es die Phil­harmonie am Gasteig noch nicht lange. Aber die akustischen Schwierigkeiten waren damals schon be­kannt. Als Zugereiste ging ich davon aus, dass das nur eine Übergangslösung sein würde. Mit Erstau­nen habe ich über die Jahrzehnte feststellen müssen, dass man so lange an diesem Saal festhält. Der ist für elektronisch verstärkte Projekte hervorragend geeignet, aber nicht für ein Konzert, das die un­glaubliche Dichte, Tiefe und Dynamik klassischer Musik in allen Nuancen widerspiegeln muss. Es ist jetzt wirklich die Zeit gekommen, etwas Neues zu bauen, damit wir nicht international den Anschluss verpassen.

Frage: Was bedeuten diese akustischen Tücken für den Künstler?

Anne-Sophie Mutter: Das Publikum hat bei mangelnder Akustik nie die Möglichkeit, von der Musik wirklich umhüllt zu werden. Wenn ich mit dem Birmingham Symphony Orchestra oder mit dem Con­certgebouworkest auf Tournee bin und wir mehrere Konzerte in Europa spielen, sind die Reaktionen immer da besonders frenetisch, wo die Akustik die Musik so wiedergibt, wie wir Künstler sie uns erar­beitet haben. In München ist das Publikum genauso informiert und leidenschaftlich wie andernorts - aber wie oft sieht man im Gasteig Standing Ovations? 

Fast nie.

Anne-Sophie Mutter: Genau. Das ist aber weder die Schuld der Musiker noch des Publikums. Es ist der Raum, der der Musik keine Chance zur Entfaltung gibt. Stellen Sie sich vor, Sie gehen ins Len­bachhaus und da hinge ein Bild von August Macke mit Schattenbildung drauf, oder eines von Gabrie­le Münter hinge im Dunkeln - kein Museumsbesucher würde sich das gefallen lassen. Aber wenn es um Akustik geht, hängen wir immer noch dem Glauben an, das sei nur so eine Geschmäcklerei einiger schwieriger Musiker. Dem ist nicht so: Das Publikum ist mündig, das Publikum hat ein Recht darauf, Musik so zu erleben, wie sie tatsächlich stattfindet.

Frage: In welchen Sälen erleben Sie ein frenetisches Publikum?

Anne-Sophie Mutter: Zum Beispiel in Dortmund. Ich sehe nicht ein, warum sich München davon den Rang ablaufen lassen sollte. Aber Dortmund hat uns akustisch absolut in die zweite Liga verdrängt - das kann ich nicht nur als FC Bayern-Fan absolut nicht akzeptieren. 

Frage: Geht es wirklich nur um Akustik?

Anne-Sophie Mutter: Wir brauchen einen Raum, der auch Bildungsstätte ist, der einen pädagogischen Anspruch hat und vielen Musikrichtungen Heimat bieten kann: Klassik, Jazz, Chormusik. Ein neues Konzerthaus darf kein Elfenbeinturm sein. Es muss Workshops geben, Kinder- und Familienpro­gramme, die unglaublich wichtig sind. Das muss aber in einem Raum für Musik passieren, der span­nend ist, auch architektonisch neue Akzente setzt. Wann ist denn in München zum letzten Mal wirk­lich etwas Spannendes gebaut worden? Denken Sie an Frank Gehrys Louis-Vuitton-Museum in Paris oder Zaha Hadids Opernhaus in Guangzhou: Das sind Eckpfeiler der Kulturarchitektur - und was hat München da zu bieten? 

Frage: Dem Konzerthaus-Projekt haftet aber etwas Elitäres an: Ein paar ältere Herrschaften wollen sich einen Saal bauen, um besser hören zu können. Das Geld könnte man für Kitas besser ausgeben.

Anne-Sophie Mutter: In der Menschheitsgeschichte gab es immer drei Raumtypen, die gebaut wur­den, um Menschen zusammenzubringen: sakrale Räume für die Religion, Arenen für den Sport und Theater- und Konzertsäle für die Kultur. Religion grenzt sehr oft ab, Sport betreibt man gegeneinan­der - nur die Musik hat eine einigende Kraft, hier erleben Menschen ein Gemeinschaftsgefühl. Gerade in München müssen wir so etwas wie eine Musikerlebniswelt schaffen. Wir sind einem kulturellen Erbe verpflichtet, allein schon wegen der Reihe großer Komponisten und Musiker, die hier gearbeitet haben. Und zum Stichwort Kitas: Ein Konzerthaus muss eine pädagogische Aufgabe haben, es ist eine Ergänzung zur frühkindlichen Erziehung. Man darf das eine nicht gegen das andere ausspielen. 

Frage: Fürchten Sie nicht, dass ein neues Konzerthaus nur zu zwei Dritteln gefüllt wäre oder aber der Ga­steig leer stünde?

Anne-Sophie Mutter: Nein, ich habe dort phantastische Konzerte mit verstärkter Musik gehört. Den­ken Sie an das tolle Konzert der Jazz-Sängerin Diana Krall zum Beispiel. Der Gasteig ist eine hervor­ragende Multifunktionshalle, für die es auch einen Markt in der Stadt gibt. In Deutschland hat sich aber ein begeisterungsfähiges und abenteuerlustiges Publikum für klassische Musik entwickelt, das auch Zeitgenössisches mag - denken Sie an den großen Erfolg der Oper "Babylon" von Jörg Wid­mann. Und dieses Publikum wächst, gerade in München mit seinem prosperierenden Umland.

Frage: Würde es nicht einfach reichen, den Herkulessaal zu modernisieren und ein wenig zuerweitern, wie es im Kunstministerium gerade überlegt wird?

Anne-Sophie Mutter: Das kommt mir wie ein Déjà-vu vor - nach all den schlechten Erfahrungen, die man mit Umbauten im Gasteig gemacht hat. Der Herkulessaal ist akustisch noch am ehesten akzepta­bel, aber ist wegen der geringen Größe nicht wirklich wirtschaftlich und auch nicht zeitgemäß. Die Bühne ist zu klein, große Werke von Mahler und Messiaen, Musik nach 1930 können Sie quasi gar nicht aufführen. Zudem hat der Herkulessaal keine Probenräume. Man muss Räume schaffen, in de­nen Gastorchester akustisch adäquat proben können. Stellen Sie sich vor, Sie trainieren Tennis auf ei­nem Sandplatz, und sollen dann auf dem Rasen von Wimbledon gewinnen - wie soll das gehen? Viele international renommierte Orchester kommen nicht mehr nach München, weil ihnen diese Räume fehlen. 

Frage: Sie sagten einmal, Ungeduld sei Ihre größte Schwäche. Wie sehr regt Sie da die jahrzehntelange Münchner Debatte auf?

Anne-Sophie Mutter: Ich sehe, dass bei den Politikern die Einsicht da ist, die BR-Symphoniker als Aushängeschild der Stadt mit einem eigenen Saal ausstatten zu müssen. Und ich kann nur daran erin­nern, dass Herr Seehofer mit großer Begeisterung Anfang 2012 München einen neuen Konzertsaal versprochen hat. Ich weiß, dass er ein kunstsinniger Politiker ist, der gewiss auch vieles abwägen muss. Aber ich gehe fest davon aus, dass er zu seinem Wort stehen wird.

 

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